Heute sprechen wir über ein Thema, das viele von uns kennen dürften: das Gefühl, nichts mehr zu spüren, besonders in stressigen Zeiten.

Dieses Phänomen hat einen psychologischen Namen: Dissoziation. In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit Dissoziation auseinandersetzen und ich erkläre dir die Ursachen.

 

 

Die Ursachen von Abspaltung (Dissoziation)

Dissoziation ist ein psychologischer Begriff, der beschreibt, wie sich eine Person von ihren eigenen Gefühlen, Gedanken oder der Realität entfremdet. In solchen Momenten kann es sich anfühlen, als ob man in einem „Zustand der Abwesenheit“ ist, als ob man von seinen eigenen Emotionen abgeschnitten ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass Dissoziation keine bewusste Entscheidung ist, sondern ein Schutzmechanismus des Gehirns, um mit überwältigendem Stress oder traumatischen Erfahrungen umzugehen.

 

– Stress und Trauma

Stress ist ein natürlicher Teil des Lebens, aber in außergewöhnlich belastenden oder traumatischen Momenten kann er dazu führen, dass das Gehirn einen Schutzmechanismus aktiviert, der Dissoziation auslöst. Das Ziel ist es, die überwältigenden Gefühle vorübergehend zu „spalten“, um den inneren Druck zu mindern. Das bedeutet, dass du dich plötzlich von deinen Emotionen getrennt fühlen kannst, weil das Gehirn versucht, sie zu verarbeiten.

– Komplexes Wechselspiel von Gehirn und Psyche

Dissoziation ist ein tiefgreifendes Zusammenspiel von Gehirnfunktionen und psychologischem Stress. Es betrifft die Art und Weise, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und wie die Psyche mit herausfordernden Situationen umgeht. Dieses komplexe Zusammenspiel kann schwer zu verstehen sein, aber es zeigt, wie faszinierend und schützend unser Geist sein kann.

– Angststörungen

Menschen, die unter Angststörungen leiden, sind anfälliger für Dissoziation. Die ständige Anspannung und Angst, die mit diesen Störungen einhergehen, können dazu führen, dass das Gehirn verstärkt auf den Schutzmechanismus der Dissoziation zurückgreift, um die Belastung zu mindern.

– Depersonalisation und Derealisation:

Diese spezifischen Formen der Dissoziation führen dazu, dass du dich selbst oder deine Umgebung als fremd oder unwirklich wahrnimmst. Dies kann besonders in stressigen Situationen oder während Panikattacken auftreten.

– Medikamente und Drogenmissbrauch

Einige Medikamente und Drogen können dissoziative Zustände auslösen. Dies geschieht, weil sie die chemische Balance im Gehirn beeinflussen.

 

Wie fühlt sich Dissoziation an?

 

1. Emotionsloses Erleben

Es kann vorkommen, dass du inmitten einer stressigen oder traumatischen Situation plötzlich das Gefühl hast, als ob du keine Emotionen mehr spürst. Zum Beispiel, wenn du in einer heftigen Auseinandersetzung mit jemandem bist, könntest du dich plötzlich leer und gleichgültig fühlen, obwohl du normalerweise wütend oder verletzt sein würdest. Dieses emotionslose Erleben ist ein klassisches Anzeichen von Dissoziation.

2. Depersonalisation

Stell dir vor, du befindest dich in einer Situation, in der du dich plötzlich von deinem eigenen Körper entfremdet fühlst. Deine Arme und Beine könnten sich fremd anfühlen, oder du hast das Gefühl, als ob du deinen eigenen Händen beim Agieren zusiehst, als wären sie nicht deine eigenen. Das ist ein Beispiel für Depersonalisation, wo du dich von dir selbst entfremdet fühlst.

3. Derealisation

Denk daran, wie es sich anfühlt, wenn du in einer überwältigenden oder stressigen Umgebung bist, aber alles um dich herum erscheint unwirklich oder fremd. Das Zimmer, in dem du dich befindest, fühlt sich plötzlich an, als ob es nicht wirklich existiert, und die Menschen um dich herum wirken wie Figuren in einem Traum. Dieses Gefühl der Entfremdung von deiner Umgebung nennt man Derealisation.

4. Zeitverzerrung

Stell dir vor, du bist in einer stressigen Situation, und plötzlich scheint die Zeit verrückt zu spielen. Minuten könnten sich wie Stunden anfühlen, oder du könntest das Gefühl haben, dass die Zeit einfach stehen bleibt. Das ist ein Beispiel für die Zeitverzerrung, die oft mit Dissoziation verbunden ist. Es ist, als ob du die Kontrolle über deine Zeitwahrnehmung verlierst.

5. Gefühl der Entfremdung von anderen

In sozialen Situationen könntest du dich manchmal von anderen Menschen entfremdet fühlen. Du könntest Schwierigkeiten haben, Verbindungen herzustellen oder dich in Gruppen wohlzufühlen, selbst wenn du es normalerweise könntest. Dieses Gefühl der sozialen Entfremdung kann ein Zeichen für Dissoziation sein.

6. Gedankenabschweifen

Manchmal könntest du in Gedankenspiralen geraten, bei denen deine Gedanken abdriften und du dich nicht mehr auf das konzentrieren kannst, was in deiner Umgebung passiert. Es fühlt sich an, als ob du geistig abwesend wärst, selbst wenn du physisch anwesend bist. Dieses Gedankenabschweifen kann ein Zeichen für Dissoziation sein.

7. Mangelnde Erinnerung an bestimmte Ereignisse

Du könntest Momente erleben, in denen du dich an bestimmte Teile eines Ereignisses nicht erinnern kannst, obwohl du physisch anwesend warst. Es ist, als ob Teile deines Gedächtnisses oder deiner Wahrnehmung „ausgeblendet“ sind. Dieses Fehlen von Erinnerungen kann ebenfalls auf Dissoziation hinweisen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Dissoziation verschiedene Formen annehmen kann und sich auf verschiedene Aspekte deiner Erfahrungen auswirken kann, sei es deine Emotionen, deine Wahrnehmung oder deine Gedanken.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Beispiele keine bewussten Entscheidungen sind, sondern ein Schutzmechanismus deines Gehirns, um mit Stress oder Trauma umzugehen.

 

Das kannst du dagegen tun

 

Um gegen Dissoziation vorzugehen, stehen verschiedene Bewältigungsstrategien und Ansätze zur Verfügung. Ein entscheidender Schritt ist die Suche nach professioneller Hilfe. Ein qualifizierter Therapeut oder Psychologe kann dir dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen der Dissoziation zu verstehen und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die therapeutische Arbeit ist oft der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Besserung.

Achtsamkeit und Entspannungstechniken können ebenfalls hilfreich sein. Durch Achtsamkeitsübungen, Meditation und progressive Muskelentspannung kannst du deine Fähigkeit zur Selbstregulierung verbessern und dich besser mit deinen eigenen Empfindungen und Gedanken verbinden. Psychoedukation, das Erlernen und Verstehen dessen, was in deinem Gehirn und Körper bei Dissoziation geschieht, kann ebenfalls dazu beitragen, den Umgang mit diesem Zustand zu erleichtern.

Die Schaffung einer stabilen und sicheren Umgebung kann das Risiko von Dissoziation verringern. Dies kann auch die Etablierung einer regelmäßigen Routine und die Vermeidung übermäßig stressiger Situationen umfassen. Inneres Sprechen und positive Selbstgespräche können dir helfen, während dissoziativer Episoden die Verbindung zu dir selbst aufrechtzuerhalten.

Grounding-Techniken sind Methoden, um wieder ins Hier und Jetzt zu kommen. Das kann beinhalten, auf deine Sinneswahrnehmungen zu achten, wie das Berühren von Gegenständen oder das Fokussieren auf deinen Atem, um dich mit der realen Welt zu verbinden. Soziale Unterstützung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Das Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern über deine Erfahrungen, wenn du dich dazu bereit fühlst, kann einen positiven Einfluss auf deine Genesung haben.

Schließlich kann in einigen Fällen auch die medikamentöse Therapie in Absprache mit einem Arzt in Erwägung gezogen werden, um Symptome zu lindern oder zu stabilisieren. Es ist wichtig zu betonen, dass die Bewältigung von Dissoziation ein individueller Prozess ist und nicht alle Ansätze für jede Person gleichermaßen wirksam sind. Es kann Zeit und Mühe erfordern, geeignete Strategien zu finden, die für dich persönlich am besten funktionieren. Wenn du Unterstützung benötigst, zögere nicht, professionelle Hilfe zu suchen, um dir auf deinem Weg zur Genesung zu helfen.

Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe und Hoffnung für Menschen, die mit Dissoziation umgehen.